16.03.2010 02:50 Uhr Lokales Königstein Mammolshain Symbol des Glaubens am Wegesrand Seit 167 Jahren an seinem Platz und jetzt saniert: das Wegekreuz. Seit 167 Jahren an seinem Platz und jetzt saniert: das Wegekreuz.
Mammolshain. Das alte Wegekreuz an der Mammolshainer Grundschule hat schon viele Generationen von Kindern kommen und gehen sehen. Ja, es war sogar schon da, als es die Schule noch gar nicht gab. Das zeigt eine Zeichnung von 1859, die im Besitz von Ortsvorsteher Bernd Hartmann (CDU) ist. Addiert man dazu die Tatsache, dass auf der Inschrift des Kreuzes erwähnt ist, dass es 1843 errichtet wurde, geht man wohl zu Recht davon aus, dass das Kreuz seit 167 Jahren an dieser Stelle steht.
Eine lange Zeit, in der das Kreuz natürlich Wind, Wetter, aber auch Abgasen ausgesetzt war. Eine Sanierung tat dringend not, und das wurde jetzt im Zusammenhang mit dem Aus- und Umbau der Grundschule erledigt. Bei der Neuweihung des Kreuzes am Sonntagvormittag durch den evangelischen Pfarrer Jan Frey und seinen angehenden, katholischen Kollegen, Kaplan Peter Celuch, bedankte sich Ortsvorsteher Hartmann ausdrücklich dafür, dass der Kreis mit seinem finanziellen Engagement in Höhe von 2911 Euro ermöglicht habe, das Denkmal am Wegesrand zu sichern.
In seinem Grußwort zu der kleinen ökumenischen Feierstunde widmete sich Hartmann nicht nur der grundsätzlichen Bedeutung von Wegekreuzen in vergangenen Jahrhunderten. Der Ortsvorsteher spürte auch – ausgehend von der Inschrift – dem Stifter dieses Kreuzes nach. Es sei auf Veranlassung des ehemaligen Schultheißen Michael Weis und dessen Gattin Ursula errichtet worden, berichtete Hartmann. Insgesamt 20 Jahre – von 1818 bis 1838 – sei dieser Landwirt auch Bürgermeister in dem damals noch selbstständigen kleinen Dorf gewesen. Das Kreuz allerdings wurde erst ein Jahr nach seinem Tod (1842) aufgestellt worden. Warum? Diese Frage hatte sich auch Hartmann gestellt. Eine konkrete Antwort hat er zwar nicht gefunden. Womöglich wollte er an die persönlichen Schicksalsschläge erinnern. Schließlich blieb er kinderlos, musste zwei Ehefrauen zu Grabe tragen. Seine dritte Frau Maria war es, die mit ihm das Kreuz stiftete.
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Mineralwassergeschichte für Ohren und Augen
Mammolshain (vo) – „Ich lade Sie herzlich ein, mich auf einem Spaziergang von Bad Soden ins Kronthal zu begleiten, und dabei dem Ursprung und der Geschichte der Kronthaler Quellen auf den Grund zu gehen!“, eröffnete am Sonntag der stellvertretende Leiter des Frankfurter Stadtarchivs, Dr. Konrad Schneider, seinen Vortrag über Mineralquellen im Taunus. Dass man dann doch gemütlich im Mammolshainer Dorfgemeinschaftshaus sitzen und zuhören konnte, verdankte man den ansprechenden Bildern, die Schneider mithilfe seines Kollegen Hanspeter Borsch an die Wand projizierte. Beide beschäftigen sich schon lange mit dem Thema und sind auch maßgeblich an der Kreisausstellung „Mineralwasser im Taunus“ in der Taunus-Galerie im Bad Homburger Landratsamt beteiligt.
Die Kohlensäure bildete die erste Station des Spazierganges, galt sie doch vom 17. bis ins 19. Jahrhundert als ein besonders begehrter Stoff im Mineralwasser. Sie ist vulkanischen Ursprungs und auf Basaltverästelungen des Vogelsberges bis in den Taunus hinein zurückzuführen. Anhand einiger Bilder der Sanierung der Kronthaler Quellen in den Jahren 2004 und 2005 illustrierte Schneider die Möglichkeiten, an das Quellwasser zu gelangen: „Manchmal verläuft die Quelle direkt unter der Erde, aber mitunter war es auch eine große Plackerei und man musste tief bohren, um die gesunden Wässerchen fassen zu können.“ Der technische Umgang mit der Kohlensäure verfeinerte sich im Laufe der Mineralwassergewinnung, sie wurde beispielsweise mit großen Glocken über der Quelle abgefangen, in Gasometern zwischengelagert und schließlich wieder dem Wasser zugesetzt. Bei der Umsetzung der Verfahren orientierte man sich häufig an der Brauereitechnik, da sie im Umgang mit Kohlensäure eine Vorreiterrolle innehatte.
Die Geschichte der Quellen im Taunus bildete eine zweite Station der Vortragsroute. Schneider verwies auf den unterschiedlichen Umgang mit den vorhandenen Mineralquellen in Bad Soden, Bad Homburg oder im Kronthal. So wurden in Bad Soden und Bad Homburg zunächst Salzwerke eröffnet, die wegen des niedrigen Salzgehaltes allerdings ineffizient blieben. Als Reaktion wurden Kur- und Badebetrieb ausgebaut, Pastillen produziert und Wasser zum Verkauf abgefüllt. Zunächst wurde das Mineralwasser in salzglasiertem Steinzeug, das gasdicht und säurefest war, aufbewahrt und verkauft; da die Flaschen mit einem kleinen Tragegriff versehen waren, bezeichnete man sie häufig auch als Krüge. Ein jeder Brunnenbetrieb legte dabei Wert auf die Kenntlichmachung der eigenen Marke, und so wurden Produktstempel in den noch weichen Ton eingedrückt, die den Ursprung des Wassers verdeutlichten. Im Rahmen der Industrialisierung verdrängte das Glas die Keramik und damit gehörten auch Lederflecken, Versiegelungen und Brandmarken der Vergangenheit an. Die Kronthaler Erzeugnisse der Stahl- und der Wilhelmsquelle zierten zeitweise Marken mit einer Äskulapnatter oder einer Lyra. Die Kronthaler Quellen, im Sauerborntal zwischen Kronberg und Mammolshain gelegen, sind so genannte eisenhaltige Kochsalzsäuerlinge und einige enthalten zusätzlich Schwefelwasserstoff. Der 1818 als Amtsarzt nach Kronberg gekommene Dr. Ferdinand Küster wurde zum „Pionier des Kronthaler Bade- und Kurbetriebes“, so Schneider, der auch über den Frankfurter Kaufmann Johann Adam Hermann Osterrieth, den Gutsbesitzer Freiherr Ernst Carl Christoph von Eckardstein zu Prötzel und seine Erben, den Kaufmann August Thiemann und die Firmen Bauer & Brünnler und Gogel & Brünnler informierte, da diese Herrschaften und Firmen die Geschichte der Kronthaler Quellen bis ins 20. Jahrhundert hinein bestimmten. 1925 schließlich übernahm die Stadt Frankfurt den Brunnen und sorgte durch die Gründung einer Gesellschaft für den Brunnenbetrieb, der allerdings nie schwarze Zahlen schrieb. Nach wechselnden Besitzern in den 1960er, 70er und 80er Jahren engagierte sich in den 1990er Jahren die Familie Herbert noch einmal in Sachen Kronthaler Mineralwasser, bis auch sie 2005 wegen zu hoher EU-Auflagen aufgeben musste. Durch den informativen und zugleich pointenreichen Vortrag mit dem Thema vertraut, konnten sich die rund vierzig Zuhörer in der vom Heimatverein organisierten Sonderausstellung über das Kronthal einen vertieften Eindruck verschaffen. Diese wurde im Anschluss an den Vortrag in den Räumlichkeiten des Heimatvereins eröffnet, wird die nächsten vier Wochen zu sehen sein und beinhaltet neben zahlreichen Bildern und Werbemitteln aus der Geschichte der Kronthaler Quelle auch gefüllte Flaschen der Erst- und Letztabfüllung der Familie Herbert und Stempelabdrucke der Kronthaler Steinkrüge. „Besonders haben wir uns über den Nachlass des langjährigen Kronthaler Mitarbeiters Alfred Strabel gefreut, er wurde uns gerade letzte Woche überlassen und so rundet dieses Material unsere Ausstellung wunderbar ab!“, erläuterte die Vorsitzende des Heimatvereins, Gertrud Hartmann, die gut erhaltenen Bilder des Kronthaler Fuhrparks. Auch Ortsvorsteher Bernd Hartmann freute sich über die üppig bestückte Sammlung und hofft auf zahlreiche Besucher.
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