Textversion
Textversion

Kontakt Impressum

Druckbare Version

Edelkastaniendorf Mammolshain

Mammolshain ist umgeben von Edelkastanienwäldern. Der Sage nach haben Kreuzritter die Maronen aus südlichen Ländern mitgebracht.

Der Kastanienhain (Teilweise aus dem Festbuch "800 Jahre Mammolshain"

Besondere wirtschaftliche Bedeutung hatte über Generationen neben dem nicht unbeträchtlichen Waldbestand die systematische Anpflanzung von Edelkastanien- und Obstbäumen. Höhen- und Südosthanglage begünstigen besonders das Gedeihen der an und für sich im Mittelmeergebiet beheimateten Edel- oder Eßkastanien, die seit der Römerzeit in wärmeren Teilen Südwestdeutschlands angepflanzt wurden. Mit der stärkereichen und wohlschmeckenden Frucht dieses Baumes nährte man über Generationen Mensch und Vieh. Die Edelkastanie läßt sich unterschiedlichst zubereiten und verarbeiten, als Suppe kochen, sogar zu Mehl mahlen und somit zu Brot backen.

Nachweisbar ab dem 16. Jahrhundert finanzierte die Gemeinde Mammolshain die Anpflanzung der „Keste". Auch 1814 weist die Gemeinderechnung aus, daß 53 Bäumchen gekauft und gepflanzt wurden. Die Früchte wurden verkauft und damit die Gemeindekasse entlastet. Ende des vergangenen Jahrhunderts beendete man die Anpflanzung, da der Nutzen sank. Italienische Maronen eroberten den Frankfurter Markt. Ein Nebenverdienst ging den Mammolshainern damit verloren.

Es wird behauptet, Mammolshain verfüge heute über den größten zusammenhängenden Eßkastanienhain Deutschlands. Während der Blütezeit im Juni/Juli liegt ein süßlich-herber Geruch über dem gesamten bis ins Kronthal reichenden Wald. Die mächtigen Bäume, die einen Stammumfang von bis zu 5 m und Höhen von über 30 m erreichen, werden mehrere hundert Jahre alt. In früheren Zeiten wurden die Bäume als Vermögensbesitz gepflegt. Eine Zählung von 1931 dokumentiert noch einen Bestand von 640 Edelkastanienbäumen.

In der Pfalz, wo am Ostrand des Pfälzer Waldes die Edelkastanie ebenfalls eine waldbauliche Besonderheit darstellt, schätzte man das recht dauerhafte Holz dieses Baumes besonders im Weinbau zur Herstellung von Fässern und Weinbergspfählen.

Nachdem heute mit diesen Bäumen und ihren Früchten kein Nutzen mehr zu erzielen ist, nimmt der Kastanienhain einen natürlichen Verlauf — er verfällt in einen Urzustand. Bei starkem Sturm knarren die Bäume, krachen bedrohlich die gewaltigen Äste und selten, aber doch wird einer der knorrigen Riesen in Schräglage oder ganz zu Boden gedrückt. Niemand kümmert sich darum, das Bruchholz bleibt einfach liegen, wenn es nicht gerade einen Durchgang versperrt. Die Natur nimmts uns nicht übel — das Unterholz bietet manchem Hasen oder bodenbrütendem Vogel Unterschlupf.

Zu Zeiten der Kastanienreife sieht man alljährlich Gastarbeitergroßfamilien mit Plastiktüten von Schwalbach kommend den Wald durchstreifen, um mit den Kastanien ihren Speiseplan zu bereichern. Bei diesem Anblick fühlt man sich wieder erinnert an die Bedeutung, die diese Frucht auch für unsere früheren Generationen hatte.

1983 kam die Überlegung auf, diesen Kastanienhain in das Naturdenkmalbuch eintragen zu lassen und damit Bestand und Pflege zu sichern. Dies scheiterte an der Tatsache, daß die Gesamtfläche von 32.000 qm auf 64 Eigentümer entfällt. Eine einheitliche Waldpflege wäre kaum durchzusetzen gewesen. Ein Bestandsschutz ist aber dadurch gegeben, daß diese Fläche in der Landschaftsschutzkarte als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist.

Anfang Oktober sind "die Keste" herangereift. Aus diesem Grund organisierte der Heimatverein vom 1.-3. Oktober 2005 zum Thema "Rund um die Kastanien" ein gemeinsames sammeln und rösten der Kastanien auf dem Dorfplatz. Im Dorfgemeinschaftshaus fand parallel eine Ausstellung zu diesem Thema statt.

Mammolshain trägt seit 2001 den Zusatz "Edelkastaniendorf". Die Stadt Königstein hat ein Pflegekonzept zum Schutz und zur Erhaltung der Esskastanien erarbeitet. Bei der Interessengemeinschaft (IG) Edelkastanien Mammolshain kann man weitere Informationen über die Edelkastanien erhalten.



Edelkastanien

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.

Lagerung und Haltbarmachen der Edelkastanien (Keste) Siehe auch: "Links"

Es ist nicht bekannt, ob man in Mammolshain die Edelkastanien wie im alpenländischen Raum in Dörrhäusern oder Dörröfen zum Haltbarmachen räucherte oder dörrte.
Traditionell wurden in Mammolshain die geernteten „Keste“ auf Dachböden kühl und nicht zu trocken bis zu 3 - 4 Monate gelagert. Dies ist, sofern man einen geeigneten Raum hat, auch heute noch eine beste Möglichkeit. Hierzu sind die Früchte in Steigen oder auf Zeitungspapier in nicht zu dichten Lagen auszubreiten. Die Früchte sollte häufig gewendet und auf Schimmel und Schädlingsbefall geprüft werden.

Haltbarmachen durch tiefkühlen.
Die Schale der Kastanie mit einem scharfen Messer nur so tief einritzen, dass die Frucht nicht verletzt wird. Anschließend in kleinen Portionen in einen Topf mit Wasser geben und zum Sieden (ca. 50-60°) bringen. Nur wenige Kastanien aus dem Topf nehmen und die zweite Haut abziehen. Ausgekühlte Kastanien, in entsprechende Portionen für den jeweiligen Gebrauch (zum Braten und Kochen) in Tiefkühlbeutel füllen und einfrieren. Lagerzeit: etwa12 Monate.

Kastanien – Püree
Man kocht die geschälten Kastanien im Dampf, bis sie zerfallen, und püriert sie mit geeigneten Werkzeugen z.B. eine Passevite (auch flotte Lotte genannt). Nach belieben süßen und in Tiefkühlbehälter oder Tiefkühlbeutel einfrieren. Lagerzeit: etwa 12 Monate.

Heiße Kastanien
Backofen auf 220° C vorheizen. Eingeritzte Kastanien einschichtig auf ein Blech legen und unter gelegentlichen Wenden mit einem Holzspachtel braten, bis die Schalen aufspringen. Bratzeit: rund 20 Minuten.
Am besten aber lassen sich frische, eingeritzte Kastanien in einem speziellen Kastanien-Ofen gemäß Gebrauchsanweisung zubereiten.

Rohverzehr
Frische Kastanien kann man auch roh essen. Hierzu entfernt man die Schale und die Haut mit einem scharfen Messer.